Sonntag, 13. Oktober 2013

Schnell wenn's zählt.........

........einer meiner Lieblingssprüche den ich mir öfter mal von Christian Fässler ausleihe. Ich benutzte ihn vor allem wenn es im Training mal etwas langsamer vorwärts geht. "Never give up" ist zwar etwas abgedroschen hat aber immer und immer wieder sein Berechtigung. Dazu etwas später. Wir sind somit bei meinem ganz persönlichen Rennbericht von der 35. Ironman World Championship in Kailua-Kona, Hawaii. Startzeit ist 7 Uhr, die Pro's starten bereits eine halbe Stunde früher bei Sonnenaufgang. Da liege ich also im Pazifik etwa 100 Meter vom Pier entfernt und warte auf den Startböller. Vor mir Urs Müller, neben mir Markus Goldinger und weitere 2000 Verrückte die sich für das Rennen qualifiziert haben. Das Meer ist verhältnismäßig ruhig. Unsere Position gut gewählt, etwas links von der Ideallinie. Der Tipp kam von Kurt Müller und war Gold richtig. 1:08:20 war meine Schwimmzeit, 4 Minuten besser als je zuvor auf Hawaii! Die Umstellung auf eine 2-er/3-er Atmung hat sich bereits im Training super angefühlt.

Säckli mit meinen Ärmlingen fassen und ab auf die 180Km lange Velostrecke. Jetzt nur nicht überzocken! Eine kurze Runde in der Ortschaft und dann ging es auf den langen Weg durch die Lavafelder zum Wendepunkt in Hawi. Ähnlich wie Sebi Kienle versuchte ich mich möglichst klein auf dem Velo zu machen, nicht ganz einfach wenn man 1.88 gross ist. Runder Tritt und keine Energie verschwenderischen Aktionen. Turnaround in Hawi nach 2:30 erreicht, nochmals 10 Minuten Vorsprung auf die Marschtabelle herausgefahren. Ab Waikoloa setzte dann, nicht ganz überraschend, kräftiger Gegenwind ein. Mit 4:59:36 blieb ich gerade noch unter der magischen 5 Stunden Marke. Der Marathon ist nach 3 Wochen USA nicht mehr 42 Km sondern 26 Meilen lang. Ist zwar gleich weit hört sich aber kürzer an. Wer 3:30 laufen will muss also einen 8er Schnitt hinkriegen. Das war mein erklärtes Ziel und das schaffte ich locker.........auf den ersten paar Meilen. Der Stutz bei der Palani Road kostet dann bereits etwas Zeit und die Einsamkeit auf dem Queen Ka'ahumanu Highway und die Hitze im Energy Lab drückten nochmals auf den Schnitt. Als Zweiter lief ich dem Ziel entgegen bis mich 5 Meilen davor ein Holländer, der mir als starker Läufer bekannt war, überholte. Never give up hiess es jetzt. Ich konnte knapp sein Tempo mitgehen aber nicht mehr. Auf einen Sprint wollte ich mich auf gar keinen Fall einlassen und da kam mir Macca's Aktion von 2010 in den Sinn. Damals schloss Andreas Raelert zu Macca auf. Der Deutsche hatte den Sieg vor Augen aber Macca nutzte 2 Km vor dem Ziel eine Unachtsamkeit Raelerts an der letzen Verpflegungsstelle aus und startete den entscheidenden Angriff. Ich wollte nicht ganz solange warten und entschied mich für eine "alles oder nichts" Aktion bei der zweit letzten Verpflegungsstelle, 2 Meilen vor dem Ziel. Wie erwartet verlangsamte der Holländer und konzentrierte sich auf die Getränke während ich alles was noch übrig war mobilisierte und zum Angriff überging. Kurz vor der Abzweigung zur Palani Road stand dann auch noch Kurt Müller und rief mir zu "greif an, greif an". Verdammt, das war doch schon mein Angriff!!! Erst 300 Meter vor dem Ziel drehte ich mich um, war erleichtert und genoss Mike Reilly's ruf "Sandro, you're an Ironman, second in his age group". 

"Never give up" war auch das Motto von Reto Fröhli. Er wäre top fit und bereit gewesen. Eine vermutliche Überbelastung des Knies kurz vor dem Abflug liess jedoch befürchten, dass Plan A und Plan B nicht machbar waren. Plan Z sah vor, einfach nur zu finishen. Er musste den ganzen Marathon marschieren hat aber durchgehalten und die Ziellinie überquert. Bestimmt eine wertvolle Erfahrung die ihn in seiner noch langen Karriere weiterbringen wird. Bravo. 

Genial auch die Leistungen von meinen Team Koach Kollegen Urs Müller der an der 9 Stundenmarke knabberte und Markus Goldinger der mit 9:32 zum ersten Mal hier finishte. Dario's Fabelzeit von 9:39 hätte in vielen Jahren zu einem Podestplatz, manchmal sogar zum Sieg bei den M50igern gereicht. Leider schaute diesmal nur Platz 7. raus. Mäni, ebenfalls Vize-Weltmeister, darf sich heute Abend bei der Siegerehrung eine lang ersehente (!) Umeke Salatschüssel überreichen lassen. Danke an unseren Team Koach Coach Kurt der immer ein paar wertvolle Tipps hatte und auch auf der Strecke omnipräsent war. Natürlich auch an Luca der von zu Hause Renntaktik und social Mediaarbeit leistete!

Vielen, vielen Dank an ALLE die an der Strecke waren und mich anfeuerten. Unbekannte Leute mit Schweizerfahnen, Freunde, Barbara, meine Texas Honmestayfamilie Maureen & Greg, Zarro's & Co. und natürlich auch alle die daheim, in Phuket, Australien oder sonst irgendwo vor dem Livetracker mitfieberten. Die Amis würden sagen YOU ARE AWESOME !!!!!!!