Mittwoch, 9. April 2014

100 Tage

100 Tage sind seit meinem Snowboardunfall in der Lenzerheide vergangenen. Amerikanische Präsidenten wenden sich nach dieser Zeit nach Amtsantritt an die Medien um eine erste Bilanz zu präsentieren. Genauso möchte auch ich es machen. Nach vielen aufmunternden Mails, SMS, WhatsApp, Facebookeintragen, Anrufen und vor allem Besuchen im Kantonsspital Chur und der Rehaklinik Balgrist ist es Zeit wieder von mir hören zu lassen. Grundsätzlich geht es mir gut und die schlimmste Zeit meiner Rehabilitation scheint hinter mir zu liegen. Zuerst aber eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse. Nach dem Horrorcrash vom 31. Dezember flog mich die Rega ins Kantonsspital Chur wo ein doppelter Oberschenkelbruch, ein Waden- und Schienbeinbruch diagnostiziert wurden. Erschwerend dazu kam eine kritische Ischämie und ein Kompartmentsyndrom. Die Ärzte schafften es mein Bein zu retten und ich bin jetzt stolzer Besitzer von zwei 39cm langen Titannägel die durchs Knochenmark des Oberschenkel und des Schienbein gehen. Nach total 5 Operationen und 3 Wochen Kantonsspital wurde ich für 5 Wochen in die Rehaklkinik Balgrist verlegt. Dort ging es los mit intensiven Therapien und Trainings. Wieder zu Hause verbrachte ich fast täglich mehrer Stunden im CareFit, Kilchberg bei Training, Physio und medizinischer Massage. Das ganze Team hat sich fabelhaft und kompetent um mich gekümmert. Irgendwann waren alle meine offenen Wunden verheilt und ich durfte endlich Gehtherapien im Wasser machen und natürlich auch ein paar Längen schwimmen. Seit dem 27. März bin ich in Phuket. Was einmal als Kombination aus Triathlontrainingslager, Geschäftsreise und Hochzeit von Luca, unserem Sohn, geplant war wurde zum Rehabilitationscamp umprogrammiert. Im Thanyapura finde ich perfekte Bedingungen um meinen Weg weiter zu gehen. Während meine Trikumpels, Christian, Oli und Yves, Velo- und Lauftrainings abspulen mache ich Kräftigungs- und Beweglichkeitsübungen im Gym. Dazu kommen regelmässige Sitzungen mit Khun Tom, dem Physiotherapeuten im Thanyapura. Er ist hoch motiviert und super sympatisch und zwingt mich immer wieder an meine Grenzen zu gehen. Schwimmen ist kein Problem und die Jungs müssen sich schon ein bisschen anstrengen wenn sie mich hinter sich lassen wollen. An meinem Vélo habe ich die Klickpedalen durch Bärentatzen ersetzt und damit schaffe ich bereits eine gute Stunde Radfahren auf der Strasse. Es muss witzig aussehen wenn ich mit meinem Cervélo S5 mit Di2 und Zipp 808 Carbonrädern mit Turnschuhen in die Pedalen trete und mit 20 Km/h über die Strassen schleiche. Trotzdem, es tut für Body & Soul gut wieder auf dem Vélo zu sitzen. Das Laufen macht mir ein wenig Angst. Zwar bewege ich mich ohne Krücken aber jeder Schritt macht mir grosse Mühe und die Fortschritte sind sehr, sehr bescheiden. Zum Glück hab ich Physio Tom der mir immer wieder Mut macht. Mal schauen wie weit ich in den nächsten 100 Tage komme!
 "When I believe in something, I fight like hell for it." Steve McQueen